- Du hast in deinen Ausführungen nun mehrmals RecyClass erwähnt. Könntest du uns bitte näher erläutern, wer oder was RecyClass ist und wie sie genau in Verbindung mit RIGK und eurer Arbeit bei PlastCert stehen?
Konstantin: RecyClass ist eine Initiative der Plastic Recycler Europe und spielt eine wichtige Rolle in unserer Tätigkeit bei PlastCert. Als Entwickler der drei verschiedenen Prüfschemata bietet RecyClass eine solide Grundlage mit breitem technischem Know-how für die kontinuierliche Weiterentwicklung im Bereich des Kunststoffrecyclings. Hierbei fungiert RIGK über die Abteilung PlastCert als sogenannter „Certification Body“ von RecyClass. Das bedeutet, Atefeh, Anne und ich sind letztlich akkreditierte Auditoren der RIGK und wir sind von RecyClass dazu ermächtigt, die entsprechenden Zertifizierungen durchzuführen.
Die Prüfschemata werden von RecyClass außerdem fortlaufend angepasst, um sich neuen Verpackungen auf dem Markt oder Neuerungen im Recyclingbereich anzupassen. Es handelt sich um einen sich ständig weiterentwickelnden Prozess, beim Recycled Content werden beispielsweise regelmäßig neue Module eingeführt, um neuen Anforderungen an Recyclingprozesse gerecht zu werden. Unsere Zusammenarbeit mit RecyClass ermöglicht es uns also, stets auf dem neuesten Stand zu bleiben.
- Könntest du uns einen Einblick in den typischen Ablauf einer Zertifizierung geben? Was sind deine genauen Aufgaben, wie viel Zeit verbringst du im Labor, und wie teilst du die Arbeit mit Atefeh?
Konstantin: Grundsätzlich gestaltet sich der Ablauf einer Recycled Content- oder Recyclingprozess-Zertifizierung etwas aufwendiger als beim Design for Recycling. Zunächst gibt es zwei bis drei Vorgespräche oder Meetings, um die Eignung des Unternehmens für die Zertifizierung zu prüfen. Anschließend werden uns sämtliche erforderlichen Dokumente zugesendet, die wir intensiv prüfen. Oft folgt ein weiteres Gespräch, um Details zu klären und eventuelle zusätzliche Informationen zu erhalten. Daraufhin steht das Vor-Ort-Audit an, das bei einer Erstzertifizierung etwa einen Tag in Anspruch nimmt, ungefähr 6 Stunden. Wir überprüfen vor Ort gemeinsam die Dokumentation, führen stichpunktartige Probenahmen durch und inspizieren live die Produktionsanlagen. Dabei gleichen wir alles mit den vorliegenden Informationen ab und stellen sicher, dass alles valide und nachverfolgbar ist. Beim Recycled Content und dem Recyclingprozess ist die Nachverfolgbarkeit der Materialien über den gesamten Stoffstrom entscheidend. Das bedeutet, dass dies in der Produktion und im Produktionsprozess so abgebildet sein muss, dass man es über verschiedene Produktionsaufträge, Materialeingangsnummern usw. nachvollziehen kann.
Im Bereich Design for Recycling hängt es davon ab, welche zusätzlichen Schritte erforderlich sind. Hier sammelt man ebenfalls viele Informationen, prüft diese gegen den Anforderungskatalog und entscheidet, welche zusätzlichen Tests durchgeführt werden müssen. Wenn alles stimmig ist, erfolgt die eigentliche Prüfung, bei der die erforderlichen Tests durchgeführt, der Report erstellt und die Bewertungen vergeben werden.
In Bezug auf die Aufgabenverteilung übernehme ich hauptsächlich die gerade beschriebenen Schritte, während Atefeh die spezifischen Labortests und unsere Materialprüfungen durchführt.
- Mit welchem Antrieb kommen die Unternehmen auf euch zu? Und aus welchem Land stammen sie hauptsächlich?
Konstantin: Meistens haben die Unternehmen bereits eine gewisse Vorstellung, ob sie ihren Recyclingprozess, ihren Recycled Content oder ihre Recyclingfähigkeit zertifizieren lassen möchten. Der Antrieb dafür ergibt sich oft aus gesetzlichen Vorgaben. Häufig erfolgt die Initiative aber auch aufgrund von Kundenanfragen oder weil die Unternehmen begonnen haben, sich grundlegend mit dem Thema auseinanderzusetzen und dies nun genauer überprüfen möchten.
Was die Herkunft der Unternehmen betrifft, gibt es grundsätzlich keine nationalen Beschränkungen. Tatsächlich kommen die meisten Unternehmen bisher aber aus dem deutschen Bereich.
- Könntest du uns nun bitte erklären, welche Rolle PlastCert im Bereich der Prüfung spielt?
Konstantin: Natürlich, gerne. Im Bereich der Prüfung bieten wir Laborprüfungen in Zusammenarbeit mit plastship und weiteren Partnern an. Das Besondere an diesen Prüfungen ist, dass sie perfekt auf Kunststoffrezyklate zugeschnitten sind. Neben den klassischen technischen Werten, die selbstverständlich Teil der Prüfung sind, führen wir auch spezielle Tests durch, die besonders für Kunststoffrezyklate relevant sind. Dazu gehören unter anderem eine Geruchsprüfung, eine erweiterte DSC-Analyse mit einem breiteren Spektrum über 50 Gramm oder eine Prüfung der Folienqualität, wenn es sich bei dem Material um Kunststofffolie handelt. Unser Partner zieht in seiner Anlage hierbei beispielsweise eine Folie lang und überprüft sie auf Stippen und Fehlstellen. Alle diese Ergebnisse können dann zusammen mit plastship über einen Materialsteckbrief abgefragt werden. Wir arbeiten auch daran, in Zukunft gemeinsam mit plastship diese Prüfleistungen direkt auf ihrer Online-Plattform anzubieten. Unser Ziel ist es, uns zu einem spezialisierten Prüflabor für recycelte Kunststoffe zu entwickeln und Experten im Bereich der Prüfung von recyceltem Kunststoff zu werden.
- Mit PlastCert deckt ihr somit wichtige Bereiche des Kunststoffrecyclings ab. RIGK hat sich dahingehend grundlegend mit dem Motto „Unser Handeln jetzt bestimmt die Welt von morgen“ verpflichtet und setzt sich tatkräftig für Nachhaltigkeit und einen ganzheitlichen Ansatz im Bereich Kunststoffrecycling ein. Wie trägt PlastCert konkret zu diesen Zielen bei und fördert die Kreislaufwirtschaft?
Konstantin: Vor allem durch unsere Zertifizierungen unterstützen wir Verarbeiter, Verpackungshersteller, Inverkehrbringer und Recycler dabei, den nachhaltigen Einsatz von Kunststoff transparent und gesetzeskonform nachzuweisen. Die Zertifizierung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen ist beispielsweise ein wesentlicher Schritt hin zu hochwertigem Recycling. Das bedeutet, dass erst, wenn eine Verpackung so gestaltet ist, dass sie hochwertig recycelt werden kann, ein hochwertiges Rezyklat entsteht. Dieses Rezyklat kann dann wiederum in neue Kunststoffprodukte eingesetzt werden, die höhere Anforderungen an das Material haben. Daher ist eine gute Recyclingfähigkeit entscheidend für hochwertige Rezyklate, die in anspruchsvollen Anwendungen Verwendung finden können. Wir fördern mit PlastCert also den Wandel zu nachhaltigeren Verpackungen und einem verstärkten Einsatz von Rezyklaten.
Außerdem unterstützen wir auch durch unsere Labordienstleistungen, indem wir recycelte Kunststoffe qualifizieren und unseren Kunden helfen, die für ihre Bedürfnisse passenden Materialien zu finden. Zusammenfassend kann man sagen, dass wir in der PlastCert-Abteilung Kreislaufwirtschaft von Anfang an denken! Gerade im Bereich Kunststoffverpackungen ist das von enormer Bedeutung. Natürlich ist die Recyclingfähigkeit grundsätzlich auch für andere Produkte relevant und sollte bei deren Entwicklung berücksichtigt werden. In unserem Fall konzentriert sich die Prüfung jedoch auf Verpackungen, da diese im gesamten Kreislauf die schnellste Durchlaufzeit haben. Im Vergleich zu Rohren im Boden, Fenstern oder Autos, die erst nach vielen Jahren zurückkehren, kommen Kunststoffverpackungen oft schon in unter einem Jahr zurück. Daher ist es entscheidend, dass die Recyclingfähigkeit bereits beim Design berücksichtigt wird, um ein hochwertiges Recycling zu ermöglichen.
- Was begeistert dich persönlich an deiner Rolle im Bereich PlastCert und Umweltmanagement? Welche Aspekte deiner Arbeit inspirieren dich am meisten?
Konstantin: Eine faszinierende Seite meiner Aufgabe ist die Vielfalt der Herausforderungen, die immer wieder auf mich zukommen. Durch die Audits vor Ort besuche ich viele unterschiedliche Unternehmen. Das bedeutet, ich erlebe immer wieder neue Produktionsprozesse, sehe verschiedene Betriebe, wo zwar Ähnlichkeiten existieren, aber es ist nie genau dasselbe. Ich bekomme Einblicke in diverse Maschinen und sehe, wie die Produktion bei einem Unternehmen im Vergleich zu einem anderen abläuft. Zum Beispiel interessiert mich, wie einzelne Betriebe versuchen, mehr Rezyklate in ihre Produkte zu integrieren. Jedes Unternehmen hat seine eigenen spezifischen Abläufe, das macht die Arbeit äußerst abwechslungsreich und spannend. Ich freue mich immer darauf, in ein neues Unternehmen einzutauchen und eine neue Produktion zu erkunden, weil es immer etwas gibt, das ich zuvor noch nicht gesehen habe.
Ein weiterer inspirierender Aspekt meiner Tätigkeit ist die Förderung und Zertifizierung des nachhaltigen Einsatzes von Kunststoffen. Durch unsere Arbeit tragen wir aktiv zum Umweltschutz bei, sei es durch die Reduzierung von CO2-Emissionen oder durch die Einsparung von Kunststoffen an sich. Es ist schön zu wissen, dass wir einen Beitrag zu mehr Umweltbewusstsein und nachhaltiger Nutzung von Kunststoffen leisten. Das Labor ist eine zusätzliche Ergänzung zu meiner Arbeit in dem Hinblick, da es mir ermöglicht, mich eingehend mit den verschiedenen Materialien auseinanderzusetzen, sie genauer zu prüfen und dabei zu helfen, sie wieder in den Kreislauf zu integrieren.
Zusätzlich sind wir an verschiedenen Projekten beteiligt, die neue Ansätze und Ideen für das Recycling von Kunststoffen verfolgen. Wir arbeiten ständig daran, Möglichkeiten zu finden, mehr Rezyklate in den Kreislauf zu bringen und unsere Recycling-Lösungen zu verbessern. Die Arbeit hat deswegen aus meiner Sicht eine sehr positive Ausrichtung, da sie darauf abzielt, mehr Kunststoffe wieder in den Umlauf zu bringen und einen echten Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft zu leisten.
- Gibt es ein besonderes Projekt oder einen Erfolg im Zusammenhang mit PlastCert, auf den du besonders stolz bist?
Konstantin: Vor allem bin ich stolz darauf, dass die PlastCert-Abteilung von Grund auf ins Leben gerufen und letztes Jahr final erfolgreich aufgebaut werden konnte. Es freut mich auch besonders, dass wir nun mit Atefeh und Anne bereits drei Auditoren in unserem Team sind. Ein weiterer bedeutender Meilenstein ist die voll funktionsfähige Einrichtung unseres Labors und die kontinuierliche Aufnahme neuer Geräte, was es uns ermöglicht, alle notwendigen Untersuchungen erfolgreich durchzuführen.
- Abseits deiner beruflichen Tätigkeiten interessiert es uns, welche Leidenschaften und Hobbys du in deiner Freizeit pflegst. Gibt es etwas, das dich besonders begeistert?
Konstantin: Im Privaten, würde ich sagen, dass ich ein sehr sozialer Mensch bin. Ich engagiere mich viel im Ehrenamt, besonders im Fußballverein. Dort bin ich Vorstand beim FC Waldems und TSV Niederems – außerdem bin ich im Ortsbeirat von Niederems tätig. Die Verbundenheit mit der Heimat liegt mir also auch sehr am Herzen. Auch wenn meine Knie anderer Meinung sind, versuche ich immer noch gerne Fußball selbst zu spielen. Abgesehen davon liebe ich das Wandern und Skifahren, bin also auch sehr naturverbunden und verbringe gerne Zeit im Freien. Darüber hinaus koche ich gerne, da es für mich sehr entspannend ist.
- Welche persönlichen Werte motivieren dich und wie spiegeln sie sich in deiner Arbeit bei RIGK wider?
Konstantin: In erster Linie unterstütze ich gerne Nachhaltigkeitsgedanken, es freut mich, dass meine Arbeit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann. Mein Engagement im Ehrenamt zeigt außerdem, dass ich gerne Verantwortung übernehme. Die Rolle im Vorstand beim FC Waldems spiegelt auch deutlich wider, dass ich meine Aufgaben gewissenhaft angehe und einen Hang zum Management habe. Diese Werte lassen sich sehr gut mit meiner beruflichen Tätigkeit vereinen und verbinden.
- Wie empfindest du die RIGK als Unternehmen und Arbeitgeber? Welche Aspekte sind dir besonders wichtig?
Konstantin: Für mich ist die RIGK grundsätzlich wie eine große Familie, in der das Miteinander im Vordergrund steht. Die Atmosphäre ist besonders angenehm, sei es bei verschiedenen Veranstaltungen oder einfach beim Mittagessen, wo man sich immer gut versteht. Darüber hinaus schätze ich die vielen Vorteile, die uns als Mitarbeiter geboten werden. Es ist außerdem toll, kontinuierlich großes Vertrauen und Verantwortung geschenkt zu bekommen, beispielsweise die Verantwortung für den Aufbau der PlasCert-Abteilung.
- Wie stellst du dir die Zukunft von PlastCert vor, und welchen Beitrag möchtest du persönlich dazu leisten?
Konstantin: Mein persönliches Ziel ist es, PlastCert weiter auszubauen, sowohl im Bereich neuer Projekte als auch in der Erweiterung unserer Zertifizierungs- und Labordienstleistungen. Angesichts der aktuellen Situation und der zu erwartenden Entwicklungen in den nächsten Jahren, insbesondere im Hinblick auf Gesetzgebung und die Ziele für 2025 und 2030, sehe ich eine enorm wachsende Nachfrage nach Unterstützung bei Zertifizierungen sowie Anforderungen im Bereich des Recyclateinsatzes. Und hier möchten wir mit PlastCert aktiv dazu beitragen, diese Entwicklungen voranzutreiben und umfassende Unterstützung zu bieten.